"Fortgesetztes Deficit-Spending wäre fahrlässig!"

27.04.2021 Wirtschaft, Politik

Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe warnen vor ausufernder staatlicher Verschuldung - auch über die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hinaus. Zwar werden die Haushaltsdefizite nach dem Auslaufen der umfangreichen Stützungsmaßnahmen wieder geringer ausfallen. Die Schuldenberge werden aber zunächst weiter wachsen.

"Fortgesetztes Deficit-Spending wäre fahrlässig!"
Weil man nicht sicher sein kann, wie lange die goldenen Zeiten niedriger Zinsen und günstiger Verschuldung reichen, waren die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe davor, allzu üppig zuzugreifen.


So grundsätzlich die Fachleute vor den wachsenden staatlichen Schulden warnen, so sehr mahnen sie zu einer differenzierten Betrachtung der Tragfähigkeit staatlicher Schulden. Das Beispiel Japan mit einem Schuldenstand von aktuell 260 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zeige, dass es keine simple Obergrenze für die öffentliche Verschuldung gebe.  Auch die USA könnten sich als Monopolanbieter der Weltreservewährung US-Dollar stets einer soliden Nachfrage nach ihren Anleihen sicher sein. Doch schon im Euroraum ist die Situation heterogen: Während in Deutschland eine Rückführung der Verschuldung in Richtung 60 Prozent des BIP auch bei hohen öffentlichen Investitionen durchaus möglich sein sollte, sehen die Ökonomen Italien und Frankreich in einer weitaus schwierigeren Lage.

Dank der Interventionen von Notenbanken und die extrem niedrigen Zinsen können viele Staaten derzeit ihre Schulden noch tragen. Doch Gefahren lauern am Horizont:

  • Nach Überwinden der Corona-Pandemie werden weitere Krisen folgen. Neue Schulden für neuerliche Stützungsprogramme müssten dann aber finanziert werden mit der Bürde der bereits bestehenden Verschuldung auf Rekordniveau.
  • In den Industrieländern sinkt das Trendwachstum, auch weil die demografische Entwicklung zunehmend spürbar wird: Es stehen weniger Arbeitskräfte bereit, um Wachstum zu erwirtschaften.
  • In Entwicklungs- und Schwellenländern droht die Verschuldung über das tragfähige Maß hinaus anzuschwellen. Sie brauchen internationale Unterstützung, etwa durch IWF-Programme und Schuldenerlasse.

Eine wesentliche Bedrohung geht von den niedrigen Zinsen aus: "Wenn wir nicht wirklich wissen, warum die Zinsen aktuell so niedrig sind, dann ist die Unsicherheit darüber, wie lange es so bleibt, naturgemäß erheblich", schreiben die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe in ihrem Standpunkt. Ihre Schlussfolgerung: "Jetzt einfach nach der Devise „Es kostet ja nichts!“ immer mehr Schulden zu machen, wäre grob fahrlässig."