Impfen um zu lockern

16.03.2021 Wirtschaft

Für die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe sind Fortschritte bei den Impfungen entscheidend für Schritte zur Lockerung des Lockdowns.

Impfen um zu lockern
Schlange stehen für eine Corona-Impfung: Je schneller die Immunisierung gelingt, desto eher lässt sich der wirtschaftliche Schaden der Pandemie begrenzen.

Die Impf-Infrastruktur in Deutschland sei bislang hauptsächlich durch bürokratische Erschwerungen und Hemmnisse aufgefallen, monieren die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe, dringend raten sie „zu weniger Systematik und Bürokratie und mehr Pragmatismus“. Solange die Menschen noch nicht hinreichend geschützt seien, könnten Lockerungen nur langsam und schrittweise vorangehen.

Insgesamt hätten Regierungen und Notenbanken der Wirtschaft den Weg durch die Corona-Krise vergleichsweise gut geebnet: „Die Maßnahmen waren erfolgreich“ , bilanzieren die Chefvolkswirte von Sparkassen, Landesbanken und der Dekabank nach einem Jahr mit dem Virus in Deutschland: Typische Begleiterscheinungen von Rezessionen – Angst Jobverlust, Einbruch des Konsumentenvertrauen, darniederliegendes Industrievertrauen oder prohi-bitive Kreditbedingungen – blieben nach ihrer Einschätzung weitgehend aus. Allerdings, so ihre Warnung: „Diese Rettungsmaßnahmen für die Corona-Konjunktur waren nicht kostenlos.“

„Staatsverschuldung hat Grenzen, auch wenn man die Notenbank im Rücken hat.“
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank
Quelle: Standpunkt der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe: „Corona im Rückspiegel"

Weltweit haben sich Staaten für die Hilfen an Bürger und Unternehmen massiv verschuldet: Die USA verzeichneten im Jahr 2020 ein staatliches Defizit von 17,5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts, Großbritannien mit 14,5 Prozent und Japan mit 13,8 Prozent stehen dem nur wenig nach. Mit Defizitplanungen für 2021 in Höhe von weltweit 8,5 Prozent werde, so warnen die Chefvolkswirte, die Erhöhung der Staatsschuld im laufenden Jahr fast ungebremst weitergehen.

Die Chefvolkswirte empfehlen deshalb, nach der erfolgreichen Stabilisierung der Wirtschaft die Programme in unterschiedlichen Geschwindigkeiten anzupassen: Die staatlichen Hilfen könnten mit zunehmender Öffnung der Wirtschaft langsam heruntergefahren werden. Die Geldpolitik bleibe gefordert, schließlich gelte es, einen Zinssprung zu verhindern: „Staatsverschuldung hat Grenzen, auch wenn man die Notenbank im Rücken hat“, warnt entsprechend Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Noch sei kein sprunghafter Anstieg der Inflation zu erkennen, meint er. Die Europäische Zentralbank solle daher den Ausstieg aus ihrer ultraexpansiven Geldpolitik mit ruhiger Hand planen und sich nicht von vorübergehenden Zahlen treiben lassen.