Chefvolkswirte fordern Rückkehr zu soliden Staatsfinanzen nach dem Ende der Pandemie-Bekämpfung

16.03.2021 - Pressemitteilung Nr. 10

Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe mahnen wirtschaftspolitische Konzepte für die Zeit nach Corona an. Mit Sorge beobachten sie, dass die expansive Geld- und Fiskalpolitik an den Kapitalmärkten allmählich Unsicherheit über die monetäre Stabilität auslöst. 

„Regierungen haben in den vergangenen Monaten enorm viel Geld in Unternehmen gepumpt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Sie haben damit in den allermeisten Ländern eine gute Basis geschaffen für den Neustart nach der Pandemie, die ja hoffentlich noch in diesem Jahr überwunden wird. Mit Überwindung der Pandemie müssen die staatlichen Hilfsprogramme Schritt für Schritt zurückgeführt werden. Die Europäische Zentralbank muss die Belastungen für die Kreditwirtschaft durch die enorme Ausweitung der Geldmenge reduzieren, indem sie Banken und Sparkassen großzügiger von Negativzinsen freistellt“, so Dr. Reinhold Rickes, Leiter Volkswirtschaft beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). 

Die staatlichen Hilfsmaßnahmen seien – bei aller berechtigten Kritik an Verzögerungen bei der Auszahlung – gesamtwirtschaftlich wirksam gewesen, betonen die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe in ihrem aktuellen Standpunkt mit dem Titel „Corona im Rückspiegel: Herausforderungen für die Geld- und Fiskalpolitik“. Die Maßnahmen hätten geholfen, Abwärtsspiralen etwa aus Betriebsschließungen, Entlassungen und Konsumverzicht zu verhindern. Bis mindestens Ende 2023 müssten die zahlreichen Erleichterungen für die Real- und die Kreditwirtschaft wohl noch beibehalten werden. 

Langfristig gelte es nach den enormen Ausgabenpaketen zur Bekämpfung der Corona-Krise allerdings, die Schuldentragfähigkeit wiederherzustellen. Staaten müssten sich auf eine Zeit möglicherweise steigender Zinsen in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre vorbereiten.

„Staatsverschuldung hat Grenzen, auch wenn man die Notenbank im Rücken hat. Die Staatshaushalte müssen so aufgestellt sein, dass sie auch ein steigendes Zinsniveau in den kommenden Jahren verkraften können. Die gegenwärtigen Anstiege der Inflationsraten im Euroraum stellen noch keine Inflation dar. Die Europäische Zentralbank sollte den Ausstieg aus ihrer ultraexpansiven Geldpolitik mit ruhiger Hand planen und sich nicht von vorübergehenden Zahlen treiben lassen“, so Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. 

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