Provisionen sichern Beratung für alle

23.06.2021 Wirtschaft, Europa

Kleinanleger sollen sich stärker als bisher an Kapitalmarktinvestitionen beteiligen. Das ist das Ziel einer EU-Strategie für Kleinanleger, für den die Europäische Kommission gerade einen Fahrplan entwickelt.

Provisionen sichern Beratung für alle

Die Sparkassen begrüßen das Ziel einer breit verankerten Wertpapierkultur. Es ist jedoch nur erreichbar, wenn auch provisionsbasierte Beratung selbstverständlich bleibt. Gerade die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen müssen aktiv an Wertpapiere herangeführt werden und dürfen nicht „auf der Strecke“ bleiben.

 

Warum auch in Zukunft provisionsbasierte Beratung und Honorarberatung nebeneinander bestehen sollten

  • Der Bedarf an Beratung wächst.
    Wertzuwächse können Sparer fast nur noch durch die Investitionen in Immobilien oder Wertpapiere erreichen. Allein die Deka hat aktuell einen Bestand von über 5,9 Mio. Sparverträgen – Tendenz steigend. Im Jahr 2019 kamen bei der Deka, dem Wertpapierhaus der Sparkassen, 620.000 neue Sparplanverträge hinzu - 2020 sogar 776.000 neue Verträge. Das zeigt: Die Bereitschaft zur Eigeninitiative ist hoch. Sie stützt die private Altersvorsorge und verringert die Rentenlücke.
  • Beratung sollte ohne Bezahlzwang sein.
    Viele Menschen sparen mit begrenzten Mitteln und oft auch mit begrenzten Vorkenntnissen. Sie brauchen qualifizierte Beratung – können und wollen aber nicht dafür bezahlen. Dazu sollten sie aus Sicht der Sparkassen auch nicht gezwungen sein. Das absolute Gros der Kleinanleger ist weder willens noch in der Lage, eine Beratung „einzukaufen“. Im "Vermögensbarometer" fanden schon im Jahr 2017 stolze 85 Prozent der Menschen in Deutschland ein Honorar für Beratung sogar „sozial ungerecht“.
Es ist für die Mehrheit der Sparer weder machbar noch wirtschaftlich sinnvoll, Beratungshonorare zu zahlen, die ihr Sparvermögen um ein Vielfaches übersteigen.
  • Beratung gegen Honorar rechnet sich für die meisten Sparer nicht.
    Mehr als die Hälfte aller Wertpapier-Sparpläne der Deka wird mit einer monatlichen Sparrate von weniger als 50 Euro bespart, 27 Prozent sogar mit weniger als 25 Euro. 89 Prozent dieser Kunden haben keine weitere Wertpapieranlage. Es ist für die Mehrheit der Sparer weder machbar noch wirtschaftlich sinnvoll, Beratungshonorare zu zahlen, die ihr Sparvermögen um ein Vielfaches übersteigen – und auch dann bezahlen zu müssen, wenn sie sich nicht für eine Anlage entscheiden.

 

  • Provisionsbasierte Beratung verhindert eine Beratungslücke
    Gäbe es nur noch Beratung gegen Honorar, entstünde für Verbraucher mit mittleren und geringen Einkommen eine Beratungslücke. Für die Mehrzahl der Sparer würde das die Vorsorge erschweren und das Risiko von Fehlentscheidungen „in Eigenregie“ erhöhen. Viele müssten sich wieder von den Kapitalmärkten abwenden, weil die Einstiegshürden zu hoch sind.
  • Provisionen sichern das flächendeckende Beratungsangebot.
    Ein Argument gegen die provisionsbasierte Beratung unterstellt, dass sie Interessenskonflikte befördert. Tatsächlich ist es dagegen in der Honorarberatung besonders lukrativ, komplexe und damit beratungsintensive Angebote zu machen. Zudem ist durch die Bankenaufsicht sichergestellt, dass Provisionen ausschließlich in den Erhalt und die Qualität der für die Kunden erbrachten Dienstleistungen fließen – Provisionen aus dem Wertpapiergeschäft sind keine Gewinne. Das ist ein Maximum an Verbraucherorientierung, das von der BaFin streng überwacht wird.

Provisionen finanzieren zum Beispiel auch Finanzinnovationen und Zusatzangebote wie Apps zur Anlage von Wertpapieren und zum Abschluss von Sparplänen, kostenlose Online-Informationen oder ein mobiles Beratungsangebot bei Kunden zu Hause. Würde die Provisionsberatung verboten, müssten Banken auf weniger kostenintensive Vertriebskanäle (online oder beratungsfreies Geschäft) zurückgreifen. Das wäre das Ende der Beratung „vor Ort“ und für alle Bevölkerungsschichten.

Honorar- und provisionsbasierte Beratung haben ihre Berechtigung

Beratung auf Honorarbasis ist für Menschen geeignet, die größere Vorerfahrung haben, komplexe Vermögenslösungen suchen, oder über deutlich höhere Anlagebeträge verfügen. Honorarberatung ist aber kein Allheilmittel. Sie ist weder per se qualitativ „besser“ noch ist sie stets fehlerfrei oder frei von Interessenskonflikten.

Die provisionsbasierte Beratung hingegen hat einen weitergehenden sozialen Nutzen, da sie Hürden abbaut und allen Menschen die gleichen Chancen auf Zugang zur Vermögensbildung einräumt. Durch die Einbeziehung von Nachhaltigkeitsaspekten in das Beratungsgespräch unterstützt sie zudem, dass nachhaltige Anlagen von der Breite der Bevölkerung genutzt werden.

Damit mehr Menschen ihre Chancen auf Wertzuwachs nutzen, muss der Zugang zu Beratung einfach erreichbar bleiben - unabhängig vom Geldbeutel, Wohnort, finanziellem Vorwissen oder digitalen Gewohnheiten. Genau das ist das Ziel der EU-Strategie für Kleinanleger. Es ist nur erreichbar, wenn auch provisionsbasierte Beratung selbstverständlich bleibt.