Vermögensbarometer zeigt finanzielle Zufriedenheit, wachsende Vorsorge und Einbußen
Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland erlebt durch die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung Einkommenseinbußen. Zugleich sind aber 42 Prozent der Bevölkerung zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit ihrer finanziellen Situation.
Der Anteil derer, die mit ihrer finanziellen Situation zufrieden sind, bleibt damit im Jahr der Corona-Pandemie stabil auf dem Niveau des Vorjahres. Bei der Generation der 14- bis 29-Jährigen ist nicht nur der Anteil der Zufriedenen höher als in der gesamten Bevölkerung, auch der Anteil der (eher) Unzufriedenen ist mit 16 Prozent um zwei Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt.
Deutliche Auswirkungen hat die Coronakrise jedoch auf das Konsumverhalten – quer durch die Altersgruppen, aber insbesondere bei der jüngeren Generation, die gerade zum ersten Mal eine globale Krise miterlebt: Mit 36 Prozent haben mehr als ein Drittel der Befragten ihren privaten Konsum eingeschränkt. Unter den 14- bis 29-Jährigen geben 42 Prozent an, sie hätten ihren privaten Konsum in den zurückliegenden zwölf Monaten eingeschränkt.
Dass für den Konsumverzicht vorwiegend die Corona-Krise verantwortlich ist, zeigt die Auskunft der Befragten zu ihrem Konsumverhalten in den vergangenen sechs Monaten: Hier gaben nur noch sechs Prozent an, ihren Konsum ausgeweitet zu haben, während 41 Prozent ihren privaten Konsum eingeschränkt haben. In der jüngeren Generation haben sogar 45 Prozent ihre Konsumausgaben zurückgefahren.
Zufrieden, aber mit Einbußen beim Einkommen
Das Coronavirus hat demnach zwar die Zufriedenheit der Menschen in Deutschland mit ihren Finanzen kaum gedämpft; ihre Zurückhaltung beim Konsum lässt jedoch auf Verunsicherung und knappere finanzielle Spielräume schließen: So geben denn auch 39 Prozent der Menschen an, dass sie Einkommenseinbußen hinnehmen mussten, zehn Prozent sogar gravierende. Freiberufllich Tätige, Selbstständige sowie Auszubildende sind dabei besonders betroffen.
Einbußen haben laut Vermögensbarometer mit 59 Prozent an erster Stelle die Menschen erlitten, die als Dienstleisterinnen und Dienstleister im Business-to-Business-Bereich arbeiten. Auf Rang zwei liegen mit 54 Prozent diejenigen, die im produzierenden Gewerbe tätig sind. Und auf Rang drei befinden sich die Menschen, die im Handels-, Verkehrs- und Gastgewerbe arbeiten.
Spare in der Not?
Die Corona-Krise hat offenbar besonders den Jüngeren drastisch vor Augen geführt, wie wichtig ein finanzielles Polster werden kann: Etwas mehr als die Hälfte der Befragten zwischen 14 und 29 Jahren hat ihr Sparverhalten in Zeiten von Corona angepasst oder plant, dies zu tun. Im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung beläuft sich dieser Anteil auf 33 Prozent. Vier von fünf Befragten unter dreißig geben auf Nachfrage an, dass sie ihre Sparbemühungen ausweiten wollen oder das bereits getan haben.
Andererseits: Je jünger die Befragten, desto optimistischer wird die eigene finanzielle Zukunft eingeschätzt: 63 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind optimistisch, aber nur 41 Prozent der 30- bis 39-Jährigen, 28 Prozent der 40- bis 49-Jährigen, 22 Prozent der 50- bis 59-Jährigen und 14 Prozent der Menschen im Alter 60 plus.
Nachhaltige Finanzanlagen werden wichtiger
Jenseits der Pandemie bilden die Umfrageergebnisse noch einen weiteren Finanztrend ab, der die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung reflektiert: Fast ein Drittel der Befragten gab an, sich bereits mit nachhaltigen Geldanlagen beschäftigt zu haben. Erhalt und Schutz von Ressourcen werden nicht nur im Alltag, sondern auch bei der Geldanlage immer wichtiger. Damit sind nachhaltige Geldanlagen kein Nischenprodukt mehr. Vor allem der jungen Generation und Menschen mit höheren Einkommen ist das ein besonders großes Anliegen.
Das Vermögensbarometer „Die Deutschen und ihr Geld“ wird seit 2005
erhoben. Aufgrund der Coronakrise startete die Befragung in diesem Jahr
etwas später als in den Vorjahren: Im Zeitraum vom 24. Juni bis 10. Juli
wurden mehr als 4.800 Menschen ab dem Alter von 14 Jahren befragt.
Durchgeführt wurde die Umfrage als reine Onlinebefragung vom
Meinungsforschungsinstitut Kantar.