Sparen Frauen anders?

19.11.2018 Wirtschaft

Wer heute in Kommunikation oder Werbung – wie die Sparkassen-Finanzgruppe in ihrer aktuellen Kampagne zur Altersvorsorge – einzelne Zielgruppen besonders anspricht, setzt sich schnell dem Vorwurf der Diskriminierung aus: Frauen brauchen schließlich keine Nachhilfe in Sachen Geldanlage! Und überhaupt ist die Gefahr groß, in Klischees abzurutschen.

Die repräsentative Befragung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands für sein „Vermögensbarometer“ zeigt allerdings, dass die befragten Frauen beim Vermögensaufbau Prioritäten anders setzen als Männer. Beide Geschlechter nennen zwar Sicherheit, Flexibilität und Verfügbarkeit am häufigsten als Faktoren, auf die sie beim Vermögensaufbau achten. Doch bei den Teilnehmerinnen der Umfrage scheint das Sicherheitsdenken deutlich ausgeprägter als bei den befragten Männern: Beinahe jede zweite Frau nennt Sicherheit als einen der drei wichtigsten Aspekte beim Aufbau ihres Vermögens, bei den Männern sind es nur gut 40 Prozent.
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Sparen Frauen anders?
Top 10 Prioritäten von Frauen beim Vermögensaufbau, Angaben der Männer zum Vergleich

Bei befragten Männern steht hingegen die Rendite deutlich stärker im Vordergrund als bei den Frauen: Mit rund 30 Prozent zählt sie für knapp jeden dritten Mann zu den drei wichtigsten Faktoren beim Vermögensaufbau. Dagegen ist mit 22 Prozent für nicht einmal ein Viertel der Frauen eine hohe Rendite ausschlaggebend beim Vermögensaufbau. Ähnlich häufig nennen die Frauen die Lebens- und Familienplanung. Der messen Männer deutlich weniger Gewicht zu.

Den Renten-Gap erklären solche Zahlen sicherlich höchstens zu einem geringen Teil. Dass Frauen weit geringere Altersbezüge bekommen als Männer, dürfte zum kleinsten Teil an unterschiedlichen Prioritäten beim Vermögensaufbau liegen. Doch wer klug fürs Alter vorsorgen will, sollte sich der Unterschiede bewusst sein. Denn sie schlagen sich – so zeigt es das „Vermögensbarometer“ – auch bei den Einschätzungen von Anlagemöglichkeiten nieder.

Zwar nennen Männer wie Frauen das Eigenheim bei weitem am häufigsten als eine der drei Anlagen, die sich am besten für den Vermögensaufbau eignet. Doch schon auf Platz zwei scheiden sich die Geister: Während viele Frauen auf eine Rentenversicherung setzen, nennen Männer den Erwerb einer Immobilie zur Vermietung am zweithäufigsten als gute Anlage. Auf Platz drei rangieren bei den Frauen Lebensversicherungen, bei den Männern Aktien.

Dass aus solchen Einschätzungen zum Vermögensaufbau kein Patentrezept für die Geldanlage abzuleiten ist, versteht sich von selber. Trotzdem lohnt es sich, sie zu thematisieren – und sei es nur um aufzurütteln im Interesse bewusster und informierter Anlageentscheidungen! Traurig stimmt, was Gabriele Widmann, Volkswirtin bei der Deka-Bank, im Interview auf sparkasse.de erzählt: „Bei Informationsveranstaltungen speziell für Frauen höre ich oft den Vorwand, dass die von mir für langfristige Vorsorge bevorzugten Wertpapieranlagen zurzeit doch so unsicher seien.“ Auf ihre Frage nach Alternativen hätten die Gesprächspartnerinnen dann aber auch keine Antwort.

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