Diagnose Mittelstand: Digitale Infrastruktur ist Erfolgsfaktor für den Mittelstand

Die "Diagnose Mittelstand 2019" beschreibt und bewertet Herausforderungen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaftswelt. Grundlage sind interne Bilanz- und GuV-Daten von rund 300.000 mittelständischen Unternehmen und eine Befragung von KMU-Experten in den Sparkassen. Mit der "Diagnose Mittelstand" stellen Sparkassen und Landesbanken als wichtigste Finanzpartner des Mittelstands ihr Wissen der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Konjunkturelle Eintrübung zeichnet sich ab

Für Deutschlands Mittelständler ziehen nach einer ganzen Reihe von guten Jahren allmählich dunklere Wolken am Konjunkturhimmel auf: Die Firmenkundenberater der Sparkassen schätzen die gegenwärtige Geschäftslage ihrer kleinen und mittelständischen Gewerbekunden im Schnitt schlechter ein als im Vorjahr. Auf einer Skala von 1 für schlechter bis 3 für besser vergeben sie im Durchschnitt die Note 1,71. Nicht einmal vier Prozent der Firmenkundenberater sagen, die Geschäftslage ihrer Kunden sei "eher besser" als im Vorjahr. Über 40 Prozent hingegen sagen, die Lage sei eher schlechter als im Vorjahr. Das Jahr 2018 war allerdings bei den gewerblichen Kunden der Sparkassen von sehr hohen  Umsätzen und Erträgen geprägt.

Eine Verbesserung im kommenden Jahr erwarten nur 1,87 Prozent der Firmenkundenberater der Sparkassen. Dagegen rechnen über 60 Prozent der Sparkassenexperten damit, dass sich die Geschäftslage ihrer Mittelstandskunden auf Sicht von zwölf Monaten eher verschlechtert.

 


Geschäftslage und -perspektiven nach Bundesländern

Deutsche Mittelständler lassen trotz der verhaltenen Einschätzung ihrer Firmekundenberater weder Investitionszurückhaltung noch Zukunftsangst erkennen. Gut
44 Milliarden Euro neu zugesagte Firmenkredite im ersten Halbjahr 2019 – davon 31 Milliarden Euro für Investitionen – zeigen, dass die Mittelständler weiter zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die Zuwächse liegen sogar noch einmal etwas über den Werten des Vorjahresvergleichszeitraums. Der Mittelstand rechnet offenbar nur mit einer kurzen Konjunktureintrübung. Doch selbst die optimistischste Prognose der Sparkassenexperten, jene für die Hansestadt Hamburg, geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. In allen anderen Bundesländern erwarten die Sparkassenexperten, dass sich die Geschäftslage ihrer Firmenkunden in den kommenden zwölf Monaten eher verschlechtert.


Unzufrieden mit dem Breitbandausbau

Diagnose Mittelstand: Digitale Infrastruktur ist Erfolgsfaktor für den Mittelstand
Wie zufrieden sind Ihre gewerblichen Kunden mit den vorhandenen Internetkapazitäten in ihrer Region?

Deutschlandweit sind fast sechzig Prozent der mittelständischen Kunden der Sparkassen mit der aktuellen Internetversorgung in ihrer Region nicht zufrieden. Offenkundig werden Breitbandnetze in Deutschland eher schleppend ausgebaut. Besonders problematisch ist die Internetversorgung offenbar auf dem Land: Von den Unternehmenskunden der Sparkassen, die ihr Geschäftsgebiet vorwiegend in ländlichen Regionen haben, sind fast zwei Drittel mit der digitalen Infrastruktur in ihrer Region nicht zufrieden. In den Metropolregionen sind es nur 42 Prozent der gewerblichen Sparkassenkunden.

Die mangelhafte Internetversorgung hat Konsequenzen: In fast einem Drittel aller Sparkassengebiete haben Unternehmen bereits über eine Verlegung ihres Geschäftssitzes aufgrund mangelhafter digitaler Infrastruktur nachgedacht bzw. einen solchen Schritt bereits vollzogen. Für Sparkassen in ländlich geprägten Regionen liegt dieser Wert mit 35 Prozent über dem Durchschnitt, für Sparkassen in Metropolregionen mit 24 Prozent erkennbar niedriger.


Fachkräftemangel bleibt Sorge Nr. 1

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Wie beurteilt die Mehrzahl der mittelständischen Firmenkunden die genannten Faktoren im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung ihrer Unternehmen?

Fachkräftemangel, CO2-Steuer und die politischen Rahmenbedingungen sehen die Sparkassenexperten als die größten Herausforderungen für ihre Firmenkunden. Die Sorge um qualifiziertes Personal liegt mit 97 Prozent Nennungen bereits zum dritten Mal an der Spitze der Liste der größten Risikofaktoren.

Besonders gewachsen ist die Besorgnis über einen bevorstehenden konjunkturellen Abschwung: Mehr als vier Fünftel der Sparkassenexperten sehen die konjunkturelle Entwicklung im Inland als ein Risiko für den künftigen wirtschaftlichen Erfolg ihrer Firmenkunden. Im Vorjahr trugen sich mit 38 Prozent der Befragten nicht einmal halb so viele mit dieser Sorge.

An das Niedrigzinsumfeld haben sich die Unternehmen offenkundig gewöhnt: Neun von zehn Unternehmen bewerten die Kosten der Finanzierung eher als Chance, drei Viertel bewerten auch den Zugang zu Finanzierungsmitteln als sehr positiv.


Mittelstand ist krisenfest

Dass durch die niedrigen Zinsen nicht konkurrenzfähige Unternehmen, sogenannte Zombie-Unternehmen, künstlich am Leben gehalten werden, ist der "Diagnose Mittelstand" zufolge kein Phänomen des deutschen Mittelstands: Der Anteil der Unternehmen mit operativen Verlusten hat sich seit 2003 von 8,5 auf 6 Prozent verringert. Der Anteil der Unternehmen im Grenzbereich, die nur dank der niedrigen Zinsen gerade noch so rentabel sind und ein höheres Zinsniveau nicht verkraften würden, hat sich entgegen den Befürchtungen ebenfalls verringert.

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Auch wenn die Kreditvergabe der Sparkassen an Unternehmen stetig wächst, haben die Institute mit hohen Kreditvergabestandards dafür gesorgt, dass sich trotz immer niedrigerer Finanzierungskosten bei ihren Kunden keine gefährliche Blase in der Mittelstandsfinanzierung bilden konnte. Der geringe Anteil gefährdeter Unternehmen in Deutschland belegt eine hohe Resistenz des deutschen Mittelstands.


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