Geldpolitik neu gefordert

04.04.2023 - Standpunkt der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe

Nach Jahrzehnten der Niedriginflation ist durch den historisch starken Inflationsausbruch im Jahr 2022 nun die Preisstabilität wieder ernsthaft bedroht. Die Europäische Zentralbank wie auch andere Notenbanken haben in dieser Lage die vordringliche Aufgabe, ihre Inflationsziele und damit die stabilitätspolitischen Errungenschaften der vergangenen Dekaden zu verteidigen.

  • In Europa hat die EZB nach anfänglichem Zögern die Zeichen erkannt und ist auf einen Restriktionskurs eingeschwenkt. Für die Geldwertstabilität im Euroraum ist dies eine gute Nachricht.
  • Zwar wird die Inflation im Euroraum in den kommenden Monaten deutlich fallen. Dies stellt jedoch noch keine Entwarnung für die Geldpolitik dar. Zweitrundeneffekte über die Lohnentwicklung lassen die Kern-Inflationsrate wahrscheinlich auch im kommenden Jahr zu hoch ausfallen. Daher sind bis zum Sommer weitere geldpolitische Straffungsmaßnahmen notwendig, die bis in das Jahr 2024 beibehalten werden sollten.
  • Stellt sich dann heraus, dass der Inflationsprozess immer noch nicht ausläuft, muss die Geldpolitik weiter nachlegen, selbst um den Preis einer möglichen Anpassungsrezession. Die Wahrung der Finanzmarktstabilität ist dabei eine wichtige Nebenbedingung, darf den Vorrang der Inflationsbekämpfung aber nicht beschädigen.

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