Wirtschaftliche Situation besser als erwartet, Inflation bleibt große Herausforderung

18.01.2023 - Pressemitteilung Nr. 02

Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ist besser, als noch im Herbst 2022 zu erwarten war. Die Aussichten hellen sich deutlich auf, betonte DSGV-Präsident Helmut Schleweis bei der Vorstellung der gemeinsamen Wirtschaftsprognose der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe. „Wir sehen zur Zeit keine Insolvenzwelle, keine besonderen Ratingverschlechterungen und auch keine Verschlechterung von anderen Indikatoren für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer gewerblichen Kundinnen und Kunden. Die Ertragslage der Unternehmen ist im Durchschnitt gut, die Auftragsbücher sind gefüllt. Damit zeigt sich die Stärke der deutschen Wirtschaft und besonders des Mittelstandes, immer wieder flexibel auf Krisen zu reagieren“, sagte Schleweis. Nach Einschätzung der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe könnte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 0,8 Prozent schrumpfen. Schleweis hält es aber auch für denkbar, dass das Ergebnis besser ausfällt.

„Mehrere Faktoren sorgen gemeinsam dafür, dass sich Unternehmen und private Haushalte resilient zeigen“, erklärte der Chefvolkswirt der DekaBank, Dr. Ulrich Kater: „Milde Temperaturen haben beim Energiesparen geholfen. Hinzu kommen staatliche Unterstützungen und ein robuster Arbeitsmarkt. Dies sind wichtige Schlüssel, um die Nachfrage der privaten Haushalte in Deutschland stabil zu halten.“

Wesentlicher Belastungsfaktor bleibt allerdings die Inflation. Für das laufende Jahr erwartet die Sparkassen-Finanzgruppe hierzulande eine Teuerungsrate von 8 Prozent im Jahresdurchschnitt. Für 2024 werden 3,5 Prozent prognostiziert. Zwar sei die Inflationsrate im Dezember in Deutschland zurückgegangen, dies sei aber nur ein Zwischentief. „Der Rückgang der Teuerung ist vor allem ein Rückpralleffekt der zuvor stark gestiegenen Energiepreise. Sie sinken jetzt, das übertönt aber ein weiterhin reges Inflationsgeschehen bei anderen Preisen, etwa für Dienstleistungen“, sagte Kater.

Inflation raube Menschen den Wert ihrer finanziellen Vorsorge. Es gebe deshalb keine sinnvolle Alternative zur Fortsetzung der geldpolitischen Wende, sagte Schleweis. Die Europäische Zentralbank habe die Zinswende aber zu spät eingeleitet. „Eigentlich müssten solche, für ganze Volkswirtschaften bedeutsame Kurskorrekturen rechtzeitig und behutsam erfolgen. Dass der Druck jetzt nicht voll auf die ganze Volkswirtschaft durchschlägt, sondern abgepuffert wird, ist der langfristig angelegten Finanzierungskultur in Deutschland zu verdanken“, sagte Schleweis. Was die Kreditinstitute kurzfristig betriebswirtschaftlich belasten werde, schütze die volkswirtschaftliche Stabilität. Er wünsche sich, dass diese Leistungen der Kreditwirtschaft für die ganze Volkswirtschaft anerkannt werden.

Darüber hinaus plädierte Schleweis dafür, über die dringlichen Krisenreaktionen nicht die langfristig notwendigen Strukturveränderungen aus den Augen zu verlieren. Um eine Deindustrialisierung zu verhindern, müssten die Energiekosten dauerhaft und wirksam begrenzt werden. Langfristig sei dies nur durch eine kraftvolle Energiewende hin zu regenerativen Energien möglich: „Wir brauchen deshalb massive Investitionen in die ökologische Transformation der Wirtschaft, in die Digitalisierung unserer Gesellschaft und in die Infrastruktur.“ Dazu sei die Mobilisierung erheblichen privaten Kapitals erforderlich. Die Sparkassen-Finanzgruppe werde als wichtigster Finanzpartner in Deutschland diese Transformation begleiten sowie Know-how und Kreditmittel zur Verfügung stellen.

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