Negativzins überarbeiten, Staffelzins vorbereiten

14.06.2019 – Standpunkt der Chefvolkswirte

Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe plädieren dafür, dass die Europäische Zentralbank eine Überarbeitung ihrer Negativzinspolitik durch Einführung eines Staffelzinses für die Überschussreserven der Kreditinstitute nach dem Vorbild des „Modells Schweiz“ oder des „Modells Dänemark“ in Erwägung zieht.

Die gängigsten Einwände, wonach

  • die mit dem Staffelzins verbundene Entlastung für den Bankensektor einen unberechtigten Vorteil für die Finanzindustrie darstelle und
  • zudem ein Ausstieg aus der Negativzinspolitik durch die Beseitigung des Seiteneffekts der Belastung für den Finanzsektor zusätzlich verzögert werden könnte,

halten wir zwar mit Blick auf den zweitgenannten Punkt für bedenkenswert. Zur Beseitigung bzw. Minderung eines unfairen Wettbewerbsnachteils vor allem für kerneuropäische Banken und Sparkassen im internationalen Vergleich und mithin einer drohenden Gefahr für die Finanzstabilität halten wir die Überarbeitung gleichwohl für wünschenswert. Auch die EZB hat in ihrem jüngsten Finanzstabilitätsbericht darauf hingewiesen, dass aus makroprudenzieller Perspektive die strukturellen Herausforderungen der Banken beachtet werden müssen.

Die Notwendigkeit eines Staffelzinses besteht in besonderem Maße für den Fall, dass die EZB angesichts des unsicheren Konjunkturausblicks sogar eine Vertiefung des Negativzinses erwägen sollte. Aber auch ohne neuerliche Zinssenkungen wird der Bedarf mit zunehmender Dauer der Lasten gerade auch mit Blick auf die zuletzt erfolgten Aktivierungen der Antizyklischen Kapitalpuffer immer überbordender.


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