DSGV-Präsident im Handelsblatt-Interview: "Wir haben das Ende der Pandemie noch nicht erreicht“
Die Sparkassen hätten die gute Konjunktur der vergangenen Jahre genutzt, um ihre Rücklagen „sehr deutlich“ auszubauen, sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. Sie seien dadurch gut aufgestellt. Er habe aber großen Respekt vor absoluten Aussagen, „schließlich haben wir das Ende der Pandemie noch nicht erreicht“.
Die Krise treffe alle Wirtschaftsbereiche spürbar. Schleweis unterstrich, dass trotz dieser schwierigen Gesamtbedingungen die Geschäftszahlen der Sparkassen derzeit kräftige Zuwächse zeigen, „zum Beispiel im Kreditgeschäft, wo wir so stark wachsen wie noch nie. Und auch bei den Einlagen und im Wertpapiergeschäft verzeichnen wir deutliche Steigerungen.“
Neues schaffen
Der Sparkassenpräsident hob die wichtige Rolle der lokal verankerten Institute hervor: „Die erste Verteidigungslinie gegen die Krise waren die Hausbanken, die zu ihren Kunden standen.“ Danach hätten die Hilfskredite der KfW und der Landesförderanstalten sehr geholfen. Staatliche Eingriffe seien auch in einer Ausnahmesituation gut und richtig, sie müssten aber endlich sein.
Damit bezog sich Schleweis indirekt darauf, dass die Insolvenzpflicht für überschuldete Unternehmen bis Jahresende verlängert worden ist. „Niemand wird nicht lebensfähige Unternehmen auf Dauer am Leben halten können. Irgendwann müssen wir uns darauf konzentrieren, stattdessen Neues zu schaffen.“
Konservativ gewirtschaftet
Auch für mögliche Kreditausfälle im weiteren Verlauf der Krise sieht Schleweis die Sparkassen gut gerüstet. Die Gruppe sei zwar ein wichtiger Finanzierer von Gewerbeimmobilien. „Signifikante Gefahren, etwa durch bedenklich hohe Klumpenrisiken, beobachte ich in unserer Gruppe aber bisher nicht.“ Hotel-Finanzierungen, die besonders stark betroffen sind, seien in den Portfolios der Gruppe eher untergewichtet. Sparkassen bräuchten zudem keine strengeren Kreditstandards, „weil sie schon immer sehr vorsichtig waren“.
Fan der Filiale
Mit Blick auf die Arbeit der Institute vor Ort sagte Schleweis: „Ich bin und bleibe ein Fan der Filiale. Das heißt aber nicht, dass jede Geschäftsstelle erhalten bleiben kann“, da sich das Nachfrageverhalten der Kunden ändere. Die Institute und den Verbund sieht Schleweis an mehreren Stellen gefordert.
„Wir müssen an jedem Schräubchen drehen, um in diesen herausfordernden Zeiten zu bestehen. Wir müssen die Möglichkeiten der Digitalisierung noch stärker nutzen und Dienstleistungen kostengünstiger produzieren. Aktuell gibt es in unserer Gruppe noch zu viel Mehrfacharbeit.“
„So früh wie möglich“
An einer Verschmelzung des zentralen Wertpapierdienstleisters Deka mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) werde weiter gearbeitet werden. „Was vor der Krise richtig war, ist durch die Krise nicht falsch geworden.“ Konkrete Schritte wie eine mögliche Funktion könne man unter den Bedingungen der Pandemie aber nicht seriös angehen.
Die aktuell gedrückte „Pause-Taste“ werde gelöst, sobald Deutschland die Pandemie soweit im Griff habe, dass es wieder möglich sei, vor Ort Gespräche zu führen, Bilanzen zu prüfen und gemischte Teams aufzusetzen. „Mein Zeitplan ist: So früh wie möglich“, bekräftigte Schleweis.
Dieser Text erschien im Original in der SparkassenZeitung.
Das vollständige Interview mit Helmut Schleweis erschien am 28. August 2020 in der gedruckten Ausgabe des „Handelsblatts“ und ist nachzulesen im geschützten Bereich von Handelsblatt.com.
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