Ohne strukturelle Reformen droht Erosion der Substanz im Mittelstand
09.09.2025 - Pressemitteilung Nr. 49
Der deutsche Mittelstand bleibt stabil – doch ohne grundlegende Reformen droht die Substanz zu erodieren. Das betonte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Ulrich Reuter, heute bei der Pressekonferenz „Zukunft Mittelstand 2025“ in Berlin. Nach zwei Rezessionsjahren drohe Deutschland nun bereits das dritte. „Wir haben es mit einer strukturellen Krise zu tun, auf die endlich auch strukturell reagiert werden muss. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit“, sagte Reuter.
Die DSGV-Analyse zeigt: Der Umsatz im Mittelstand ist um 4 Prozent, das Betriebsergebnis um 13 Prozent gesunken. Die durchschnittliche Umsatzrendite liegt nur noch bei 4 Prozent. Größter Kostentreiber waren die Personalkosten (+4 Prozent).
Trotz dieser Belastungen sei die Eigenkapitalquote der Unternehmen mit im Schnitt 38 Prozent stabil. „Das belegt die große Krisenresilienz des Mittelstands. Aber die Risiken nehmen zu. Besonders die schwache Nachfrage, steigende Lohnkosten und die Belastungen durch Bürokratie und Sozialabgaben setzen viele Betriebe unter Druck“, so Reuter.
Der DSGV-Präsident forderte die Bundesregierung auf, eine mutige Reformagenda vorzulegen: „Seit Jahren warten die Unternehmen auf eine grundlegende Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen. Was wir nicht brauchen, sind weitere Ankündigungen – es müssen jetzt Entscheidungen getroffen werden.“
Drei Punkte stehen für den DSGV im Mittelpunkt: „Wenn wir den Wohlstand in Deutschland sichern wollen, dann müssen wir Bürokratie abbauen, den Fachkräftemangel entschlossen angehen und unsere Sozial- und Rentensysteme zukunftsfest machen“, sagte Reuter.
45 Prozent der Unternehmen sähen im Fachkräftemangel ein zentrales Geschäftsrisiko. Nötig seien qualifizierte Zuwanderung, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie ein gezielter Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.
Zugleich müssten die Sozial- und Rentensysteme zukunftsfest gemacht werden. Wer Renten nicht kürzen und Beiträge nicht drastisch erhöhen wolle, müsse das Verhältnis von Einzahlungs- und Rentenjahren neu austarieren. „Das ist keine politische Agenda, das ist Mathematik“, sagte Reuter.
Das Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ sei ein wichtiger Impuls für die Konjunktur, jedoch kein Allheilmittel. Reuter: „Es ist mit Schulden erkauftes Wachstum, das unser Potenzialwachstum nicht dauerhaft ersetzt.“ Zudem reiche es allein nicht aus, um Deutschlands Infrastruktur fit für die Zukunft zu machen. Privates Kapital müsse mobilisiert werden und auch Kleinanlegerinnen und Kleinanleger müssten profitieren können.
Die Sparkassen-Finanzgruppe zeigt, wie private Investitionen für die Modernisierung des Landes mobilisiert werden können. Doch damit solche Modelle in der Breite wirken, brauche es verlässliche politische und regulatorische Rahmenbedingungen: „Es darf nicht sein, dass risikoarme Investitionen in Energienetze von den Bankenaufsichtsbehörden wie hochriskante Aktienbeteiligungen behandelt werden.“
Reuter: „Die Unternehmen sind bereit zu investieren. Die Sparkassen-Finanzgruppe ist bereit zu finanzieren. Jetzt muss die Bundesregierung den Vertrauensvorschuss, den sie seit ihrem Start hatte, einlösen. Deutschland kann mehr. Der Mittelstand kann mehr. Aber dafür braucht es mutige Reformen – jetzt.“
Charlottenstrasse 47
10117 Berlin Deutschland
030 20 22 55 115
030 20 22 55 119