Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe mahnen eine Perspektive für die Normalisierung der Geldpolitik an

29.09.2020 - Pressemitteilung Nr. 52

Eine positive Zwischenbilanz der geldpolitischen Reaktion der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die Corona-Krise ziehen die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe. 

Die EZB-Geldpolitik hat die Fiskalpolitik in der Corona-Pandemie wirksam unterstützt. Das Übergreifen der realwirtschaftlichen Schwierigkeiten auf den Finanzsektor wurde bisher verhindert. „Es gilt jetzt, darauf zu achten, dass die Volkswirtschaften nicht auf Dauer abhängig werden von diesen Sondermaßnahmen aus der akuten Krisensituation. Eine perspektivische Normalisierung muss konzipiert und signalisiert werden“, so Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, dem Wertpapierhaus der Sparkassen. „Nach Beendigung des Corona-Ausnahmezustands, die nach heutiger Sicht schwer abschätzbar ist, muss auch an der Herstellung geldpolitischer und finanzpolitischer Normalität gearbeitet werden. Dieser Prozess wird viele Jahre benötigen.“ Ein Zurückfahren der Programme halten die Chefvolkswirte für angebracht, wenn die europäischen Volkswirtschaften im Durchschnitt das Vorkrisenniveau wieder erreicht haben und die Inflationsentwicklung wieder aufwärts gerichtet ist.

Eine weitere Senkung der Leitzinsen halten die Chefvolkswirte für nicht angebracht. Der zusätzliche Liquiditäts- und Kreditbedarf des Unternehmens­sektors wurde befriedigt, die Geldmenge M3 liegt heute um etwa zehn Prozent über ihrem Vorjahresstand. Die Zunahme der Staatsverschuldung um zweistellige Prozentsätze in diesem Jahr, führte nicht zu einem Zinsanstieg auf den Kapitalmärkten.

Die Preise für Vermögensgüter haben sich wieder in etwa auf ihre Aus-gangsniveaus vor der Corona-Krise stabilisiert. Sie senden damit Vertrauenssignale in die Realwirtschaft.

Dr. Reinhold Rickes, Leiter Volkswirtschaft des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV): „Die heute bereits hohe Überschussliquidität wird weiter zunehmen und kann nicht direkt zurückgeführt werden. Für die Kreditwirtschaft ist es daher wichtig, dass die Freistellung vom negativen Einlagezins im „Tiering“-System zeitnah erhöht wird. Das würde die Ertragskraft der Kreditinstitute stärken, die Liquiditätssteuerung verbessern und sich nochmals positiv auf die Kreditvergabefähigkeit an die Realwirtschaft auswirken.“ 

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