Schleweis: „Corona-Pandemie hat Mittelstand unerwartet, aber nicht unvorbereitet getroffen“.
15.09.2020 - Pressemitteilung Nr. 46
Die Corona-Pandemie hat den deutschen Mittelstand mit voller Wucht aber je nach Branche mit unterschiedlicher Intensität getroffen.
Während Gastgewerbe, Tourismus- und Automobilindustrie oder das Messe- und Eventgeschäft mit teils erheblichen Umsatzeinbußen konfrontiert wurden, bleiben Bau, Gesundheit oder Sozialwesen auch in diesem Jahr auf Wachstumskurs.
Hohe Eigenkapitalquoten federn die Gewinneinbrüche bei vielen Unternehmen ab – inzwischen hat die wirtschaftliche Erholung in zahlreichen Branchen bereits eingesetzt. Das sind die Ergebnisse des S-Mittelstands-Fitnessindex, den der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) heute in Berlin zum sechsten Mal vorgestellt hat.
„Es ist die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Über alle Branchen hinweg erwarten wir für dieses Jahr einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 5,7 Prozent“, so Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), anlässlich der Vorstellung des S-Mittelstands-Fitnessindex.
Insbesondere kleine Unternehmen und die sogenannten Soloselbständigen verfügten oft über keine ausreichenden Reserven, um eine solche Krise über Monate hinweg alleine durchzustehen. Hier seien die staatlichen Hilfsprogramme besonders hilfreich.
Insgesamt, so Schleweis, seien die Gewinne im Mittelstand mit einem Minus von 44 Prozent deutlich stärker eingebrochen als die Umsätze. Dennoch blieben die Unternehmen im Durchschnitt rentabel und könnten 2020 eine Umsatzrendite von 3,5 Prozent erwirtschaften.
Schleweis: „Die Krise traf den Mittelstand zwar unerwartet, aber nicht unvorbereitet. Viele Unternehmen haben in den vergangenen guten Jahren vorbildlich gewirtschaftet, Gewinne wurden überwiegend im Unternehmen gelassen.“ Dies komme den Betrieben nun zugute. Mit einer Eigenkapitalquote von 39 Prozent sei der Mittelstand ausreichend kapitalisiert, um Verlusten begegnen zu können. „Die hohe finanzielle Stabilität ermöglicht vielen Unternehmen temporäre Verluste aus eigener Kraft über ihr Eigenkapital zu kompensieren.“
Der DSGV-Präsident rechnet deswegen zurzeit auch nicht mit einer großen Welle an Unternehmensinsolvenzen. „Ich bin vorsichtig optimistisch. Wir müssen alles daransetzen, damit aus den positiven Signalen der vergangenen Wochen ein nachhaltiger Wirtschaftsaufschwung wird.“
Die Sparkassen bleiben eng an der Seite ihrer Unternehmenskunden. Gemäß dem Motto „Erste Hilfe ist die wichtigste Hilfe“ hätten die 376 Sparkassen seit Beginn der Corona-Pandemie alles Machbare zur Unterstützung des Mittelstandes unternommen. So wurden allein im ersten Halbjahr dieses Jahres rd. 54 Milliarden Euro an neuen Krediten an Unternehmen und Selbständige zur Verfügung gestellt. Dies entspreche, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, einem Plus von knapp 23 Prozent, so der DSGV-Präsident.
Für den S-Mittelstands-Fitnessindex wertet der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) jährlich 300.000 Firmenkundenbilanzen mit einem Jahresumsatz bis 250 Mio. Euro aus. Das ist die größte Bilanzdatensammlung in Deutschland. Der S-Mittelstands-Fitnessindex gibt Aufschluss über den Zustand und die Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstands. Er wird flankiert von einer Umfrage unter Firmenkundenberatern in Sparkassen, die im Juni / Juli 2020 durchgeführt wurde.
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