
„Wir alle sahen die Brücken bröckeln. Und schauten weg. Wir alle sahen die Verwaltung unter Akten verstauben. Und lächelten müde oder machten uns sogar lustig. Wir schlossen Kasernen und Truppenübungsplätze. Und erklärten alle Nachbarn für friedlich. Wir sahen die Zahlen der Rentenversicherung. Und beruhigten uns mit der Festschreibung des Rentenniveaus."
Prof. Dr. Reuter, Präsident des DSGV, auf dem 18. Deutschen Wirtschaftsforum
Deutschland ist in einer neuen Realität
Mit diesem eindringlichen Rückblick auf Deutschland begann DSGV-Präsident Prof. Dr. Ulrich Reuter seine Rede auf dem 18. Deutschen Wirtschaftsforum Anfang November 2025 in der Frankfurter Paulskirche. Er beschrieb einen „Verdrängungsvorhang”, der durch weltpolitische Entwicklungen „längst heruntergerissen” wurde. Ob Putin, Trump oder Xi: „Sie alle führen uns eine Welt vor, die sich nicht nach unseren Wünschen richtet“, so Reuter weiter.
Deutschland finde sich in einer radikal neuen Realität wieder – nun seien alle gefragt, um dem Land seine „Müdigkeit” zu nehmen, einen Aufbruch zu wagen und die notwendigen Reformen mutig und zuversichtlich anzugehen.

„Wir müssen uns kollektiv durchschütteln. Damit dieses Land den Schlafwagen verlässt. Und in die Lok einsteigt.“
Prof. Dr. Reuter, Präsident des DSGV
Drei Handlungsfelder für einen Aufbruch
Wie jedoch kann ein Aufbruch gelingen? In seiner Rede skizzierte der DSGV-Präsident drei Handlungsfelder für einen Zukunftsplan Deutschland – Unabhängigkeit sichern, Infrastruktur ertüchtigen und Generationenvertrag erneuern.
Zukunftsplan Deutschland
- Unabhängigkeit sichern
Neue Energiequellen, resilientere Lieferketten sowie digitale und militärische Souveränität können uns von der Welt unabhängig machen. Hervorzuheben ist die digitale Eigenständigkeit – vor allem für Europa. Der europäische Kontinent dürfe sich nicht von außereuropäischen Technologieanbietern abhängig machen. Das gelte insbesondere für den Zahlungsverkehr und den digitalen Euro.
- Infrastruktur ertüchtigen
Massive Investitionen in Verkehrs-, Energie- und Digitalnetze, auch durch private Beteiligung, können ein neues Investitionsjahrzehnt hervorrufen. Denn der Staat wird diese allein nicht stemmen können – daher brauche es privates Kapital und Bürgerinnen und Bürger müssten an der Modernisierung des Landes beteiligt werden.
- Generationenvertrag erneuern
Reformen des Rentensystems, stärkere Eigenvorsorge und bessere Bildung für junge Menschen können die junge Generation nicht nur unterstützen, sondern auch entlasten – denn sie tragen die Hauptlast der Zukunft.
Ob Unabhängigkeit, Infrastruktur oder Generationenvertrag: In allen drei Handlungsfeldern seien Verantwortungsbereitschaft notwendig, so Reuter abschließend: „Deutschland kann mehr. Wenn wir es wollen. Wenn wir wieder an uns selbst glauben. Wenn wir den Mut haben, nicht nur zu träumen, sondern zu handeln.”
Stand: 25. November 2025