
Die jährliche DSGV-Analyse „Zukunft Mittelstand“ zeigt für 2025: Unternehmen verzeichnen weniger Umsätze und Gewinne, doch die Eigenkapitalquote bleibt stabil.
Der Mittelstand kann den zahlreichen Belastungen entsprechend noch standhalten – doch die Belastungen, vor allem durch strukturelle Herausforderungen, sind enorm.
Damit Deutschland wieder wirtschaftliche Dynamik entfaltet, braucht es vor allem private Investitionen, die öffentliches Kapital hebeln können. Und es braucht den Mut zu grundlegenden Reformen, insbesondere bei den Sozialversicherungs- und Rentensystemen.
Noch ist der Mittelstand resilient und stabil
Zwei Rezessionsjahre hat Deutschland bereits überwunden – nun droht das dritte Jahr ohne Wirtschaftswachstum. „Zukunft Mittelstand”, eine jährliche Analyse des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), offenbart die Auswirkungen der andauernden Rezession: 2025 sinkt der Umsatz im Mittelstand real um 4 Prozent, die Gewinne gehen um 13 Prozent zurück, die durchschnittliche Umsatzrendite der Unternehmen liegt nur noch bei 4 Prozent. Lediglich die Eigenkapitalquote bleibt stabil und beträgt durchschnittlich 38 Prozent, verglichen mit den Vorjahren.
Das zeigt: Der Mittelstand kann zahlreiche Belastungen, wie die veraltete öffentliche Infrastruktur, die überbordende Bürokratie und hohe Lohnnebenkosten, standhalten – noch, muss hinzugefügt werden. Denn unsere Wirtschaft ist verschiedenen strukturellen Krisen ausgesetzt, die mit politischen Reformen zügig gelöst werden müssen. Ansonsten bröckelt das stabile Fundament.

„Ohne grundlegende Veränderungen der Rahmenbedingungen in Deutschland droht auch die Substanz der Unternehmen zu erodieren. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.”
DSGV-Präsident Ulrich Reuter, Statement zur Pressekonferenz "Zukunft Mittelstand" am 9. September 2025
Sollen die wirtschaftliche Dynamik wieder entfachen: Sondervermögen und Investitionsbooster
Vieles in unserem Land ist reformbedürftig – wo lässt sich politisch ansetzen? Die Bundesregierung hat in den ersten Monaten der neuen Legislatur verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um wirtschaftliche Dynamik wieder zu entfachen. Dazu zählen:
- Das Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität
Das Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro für die kommenden 12 Jahre kann das Wirtschaftswachstum stärken. Allerdings: Dieses Wachstum wird mit Schulden gekauft, Potenzialwachstum wird dadurch nicht freigesetzt. Dennoch bleibt das Sondervermögen ein wichtiges Signal – auch für potenzielle ausländische Investoren.
- Der Investitionsbooster
Die Möglichkeit der degressiven Abschreibung in Höhe von 30 Prozent für die Jahre 2025-2027 ist ein guter Impuls. Doch die Regelung gilt nur für bestimmte Investitionen: Der Booster ist nicht anwendbar auf Grundstücke, Gebäude und immaterielle Güter – ein Manko. Denn im langjährigen Durchschnitt entfielen zwei Drittel der gesamtwirtschaftlichen Investitionen auf unbewegliche Güter.
Privates Kapital ist ein entscheidender Hebel
Während bei dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität öffentliche Investitionen im Fokus stehen, sollen mit der degressiven Abschreibung unternehmerische Investitionen gefördert werden. Die Mobilisierung von privatem Kapital ist essenziell, denn öffentliche Mittel reichen nicht aus, um den Wirtschaftsstandort zu stärken.
Privates Kapital hat unterschiedliche Facetten:
- Kapital von internationalen Investoren – sie müssen für Europa und Deutschland gewonnen werden.
- Kapital von privaten Anlegern in Deutschland – sie müssen motiviert werden, um zum Beispiel in Infrastrukturmaßnahmen zu investieren.
- Kapital von Unternehmen – Investitionen des Mittelstands sind entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland und dürfen weder durch bürokratische Hürden noch durch fehlende Planungssicherheit eingeschränkt oder gar verhindert werden.
Nach Jahren der Stagnation investieren Unternehmen wieder
Viele Unternehmen haben sich in den vergangenen drei Jahren mit Investitionen zurückgehalten; doch nun sind sie wieder bereit, zu investieren: Die Sparkassen haben im ersten Halbjahr 2025 neue Kredite für Unternehmen und Selbstständige in Höhe von 43,1 Milliarden Euro zugesagt – das entspricht einem Plus von 16,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Neben Investitionen braucht es vor allem eines: Mut zu Strukturreformen
Zusammengefasst: Die Unternehmen sind bereit zu investieren, die Kreditinstitute sind bereit zu finanzieren. Dieser Veränderungswille darf nicht ausgebremst werden. Daher ist eine umfassende Reformagenda für unser Land notwendig. Deutschland steht vor verschiedenen, tiefgreifenden strukturellen Herausforderungen, die bereits heute die Wirtschaft und das Leben der Menschen teils erheblich lähmen. Wie können wir das auflösen? Welche Strukturreformen sind notwendig?
Genehmigungsverfahren beschleunigen und verschlanken: Wer von „Lähmung“ mit Blick auf Deutschland spricht, kommt um die Betrachtung von Bürokratie und Verwaltung nicht herum. Daher zählt die Beschleunigung und Verschlankung von öffentlichen Genehmigungsverfahren zu den Prioritäten, die nun angegangen werden müssen. Menschen und Unternehmen erwarten einen funktionierenden Staat – eine moderne, digitale Verwaltung spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Fachkräftemangel entgegentreten: Unternehmen erfahren nicht nur eine bürokratische Lähmung: Fast alle Unternehmen spüren die Folgen des Fachkräftemangels, 45 Prozent sehen darin ein zentrales Geschäftsrisiko – und die schwerwiegenden Herausforderungen infolge des demografischen Wandels zeichnen sich erst am Horizont ab. Wo werden wir in 10 oder 15 Jahren stehen?

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Es gibt viele Stellschrauben, um dem Fachkräftemangel entgegenwirken: Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz, eine besser gesteuerte Zuwanderung, das Heben inländischen Arbeitspotentials, die einfachere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.
Sozialreformen angehen: Eine entscheidende Herausforderung wurde bereits erwähnt – die alternde Gesellschaft. Es ist unumstritten: Der demografische Wandel hat – bereits heute – spürbare Auswirkungen auf die Sozialversicherungs- und Rentensysteme. Lohnnebenkosten müssen begrenzt und die Rentenlücke geschlossen werden; Kranken- und Pflegeversicherung müssen effizienter werden, um die immer weiter steigenden Belastungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern durch hohe Sozialabgaben zu begrenzen.
Ob es nun politisch als „Herbst der Reformen“ oder anders bezeichnet wird: Es braucht jetzt den Mut, unserem Land etwas zuzumuten. Ein „Weiter so“ ist keine Option – weder für die Bürgerinnen und Bürger noch für die Unternehmen in Deutschland.
Stand: 19.09.2025
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Präsentation zur Pressekonferenz "Zukunft Mittelstand 2025 (PDF 279 KB)" am 9. September 2025