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Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe: Steigende Staatsverschuldung und politische Einflussnahmen auf die Notenbank setzen US-Dollar als Reservewährung unter Druck

16.12.2025 - Pressemitteilung Nr. 73
Die Vormachtstellung des US-Dollars als Reservewährung der Welt steht zunehmend unter Druck. Zu diesem Schluss kommen die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe in ihrem aktuellen Standpunkt.

Kurzfristig ist keine Ablösung der internationalen Rolle des US-Dollars zu erwarten, doch die Dominanz schwindet. Langfristig könnte es zu einem Paradigmenwechsel kommen, so das Fazit der Analyse.

„Der US-Dollar bleibt eine der zentralen Stützen des internationalen Finanzsystems, doch das Vertrauen in seine Stabilität schwindet“, erklärt Reinhold Rickes, Chefvolkswirt des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). „Geopolitische Spannungen, Versuche politischer Einflussnahme auf Entscheidungen der US-Notenbank Fed und die steigende Staatsverschuldung werfen die Frage auf, wie lange der Dollar noch als sicherer Hafen gelten kann.“

Trotz der bisher gewährleisteten Nachfrage nach US-Staatsanleihen und der zentralen Rolle des US-Dollars im internationalen Zahlungsverkehr zeigt die Untersuchung der Chefvolkswirte, dass die internationalen Märkte auch andere Währungen als Absicherung gegen Unsicherheiten suchen. Auf diese Weise könnte die die herausgehobene, bisher dominante Rolle des US-Dollars auf längere Sicht relativiert werden.

Eine ambivalente Rolle für die künftige Position des US-Dollars spielen Digitale Assets. Die meisten bisher vorgestellten Stablecoins basieren auf dem US-Dollar und erzeugen eine zusätzliche Nachfrage nach US-Dollar als hinterlegte Währung. Andererseits könnten Digitale Assets zum Konkurrenten des Dollar werden, wenn sie Funktionen im internationalen Zahlungsverkehr übernehmen sollten.

Als mögliche Herausforderer des US-Dollars für bestimmte Funktionen sehen die Chefvolkswirte auch digitale Zentralbankwährungen (CBDCs). Die digitale Transformation des Finanzsystems, einschließlich der fortschreitenden Entwicklung von CBDCs in Ländern wie China, bietet neue Alternativen, die das Fundament der US-Dollar-Dominanz weiter in Frage stellen könnten. „Die zunehmende Verbreitung von digitalen Assets könnte das global dominierte Währungssystem langfristig verändern“, erklärt Rickes. „Besonders der digitale Renminbi und andere digitale Währungen bieten den Staaten neue Möglichkeiten, ihre Souveränität im internationalen Handel zu stärken.“

Die Schaffung von Stablecoins und die Regulierung dieser digitalen Assets durch den „Genius Act“ der US-Regierung - die darauf abzielt, Stablecoins zu regulieren – könnten kurzfristig die Nachfrage nach US-Dollar stärken. Doch die wachsende Bedeutung dieser Technologien bringt auch Risiken mit sich, sollte unter dem Label Stablecoins die Staatsverschuldung deutlich ausgebaut werden.

Ob der Dollar langfristig seine dominierende Rolle behalten kann, hängt laut der Analyse der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe vor allem von politischen und institutionellen Reformen ab, die die Stabilität und Verlässlichkeit des US-Dollar-Systems gewährleisten. „Der US-Dollar hat in der Vergangenheit von einem tiefen Vertrauen und einem starken institutionellen Rückhalt profitiert. Um seine Vormachtstellung zu behaupten, müssen die USA jedoch die Stabilität ihrer öffentlichen Finanzen und die Unabhängigkeit ihrer Zentralbank bewahren“, sagt Carsten Wesselmann, Chefvolkswirt der Kreissparkasse Köln, der federführend für die Chefvolkswirte diesen Standpunkt entwickelt hat.

Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe erstellen regelmäßig zu aktuellen geld- und wirtschaftspolitischen Fragen Standpunkte. Sie stellen eine Art „Think Tank“ in der Sparkassen-Finanzgruppe dar. Der aktuelle Standpunkt der Chefvolkswirte mit dem Titel „US-Dollar als Reservewährung“ ist auf der Homepage des DSGV veröffentlicht (PDF 526 KB)