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Bausteine für ein souveränes digitales Europa

Von Wero bis EUDI-Wallet
Digitale Souveränität muss mehr sein als ein politisches Schlagwort – sie entscheidet über Europas Zukunft. Nur wenn digitale Bezahlsysteme, digitale Identitäten und Infrastrukturen in eigener Hand sind, kann Europa unabhängig, sicher und wettbewerbsfähig bleiben.
Das Wichtigste in Kürze
  • Europas Zahlungsverkehr hängt zu stark von US-Plattformen ab – das birgt Risiken für die europäische Souveränität.

  • Mit Wero entwickelt sich gerade eine europäische Bezahllösung, die unabhängig von globalen Playern funktioniert und im Alltag genutzt wird.

  • Der Digitale Euro gefährdet in seiner aktuellen Form Europa: Wir laufen Gefahr, Abhängigkeiten zu steigern, die Wettbewerbsfähigkeit zu schwächen und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zu verschenken. 

  • Digitale Identitäten und die EUDI-Wallet sind Schlüsselprojekte, um Bürgerinnen und Bürgern sichere, vertrauenswürdige und europäische Alternativen im digitalen Raum zu bieten.

Zahlungsverkehr in Europa: verhängnisvolle Abhängigkeiten

Der Einkauf im Supermarkt wird mit der Visa Debitkarte bezahlt, das Ferienhaus für den Urlaub mit der Kreditkarte von MasterCard beglichen und im Online-Shop wird PayPal als Zahlungsmethode ausgewählt: US-amerikanische Anbieter bestimmen große Teile des europäischen Zahlungsverkehrs, ganz alltägliche Transaktionen.

Was bisher kaum Beachtung fand, rückt in Zeiten geopolitischer Spannungen und Veränderungen in den Fokus des politischen Diskurses. Die allgemeine Erkenntnis: Europa darf sich in Schlüsselbereichen nicht auf außereuropäische Infrastrukturen verlassen und auf diese angewiesen sein; wir müssen souveräner werden, der Druck auf Europa ist hoch – geopolitisch, wirtschaftlich und digital. Das gilt gerade für den Payment-Bereich: Die Dominanz US-amerikanischer Anbieter macht Europa abhängig von Kosten und Regeln eben dieser.

Wie groß das Ausmaß an Abhängigkeiten mittlerweile ist und welche Gefahren sich daraus ergeben können, zeigt beispielhaft die massive Sicherheitslücke bei PayPal im August 2025: Aufgrund eines Ausfalls der Sicherheitssysteme bei dem US-amerikanischen Bezahldienst reichte dieser massenhaft ungeprüfte Lastschriften bei Banken und Sparkassen ein. Deren Sicherheitssysteme reagierten, zahlreiche PayPal-Transaktionen wurden zum Schutz der Kundinnen und Kunden gestoppt. Das Resultat der PayPal-Sicherheitslücke: Verunsicherte Kundinnen und Kunden, Händler, die kein Geld erhielten – und die (erneute) Erkenntnis, dass europäische Alternativen zu internationalen Playern dringend notwendig sind.

Wero: Eine echte europäische Bezahllösung

Wie eine europäische Alternative im digitalen Zahlungsverkehr aussehen kann, das zeigt Wero. Als Bezahldienst ermöglicht Wero, Geld in Echtzeit zu senden und zu empfangen – direkt von Konto zu Konto, ohne Drittanbieter oder andere Plattformen. Zahlungen mit Wero sind über europäische Ländergrenzen hinweg möglich. Eine IBAN ist nicht notwendig, eine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse reichen aus. 

Bisher haben mehr als 1,5 Millionen Kundinnen und Kunden der Sparkassen den Bezahldienst in der App Sparkasse aktiviert (Stand: November 2025). Das Senden und Empfangen von Geld mit Wero zwischen Privatpersonen ist erst der Anfang: Seit November 2026 steht Wero im E-Commerce zur Verfügung, der stationäre Handel wird folgen.

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Sparkassen-Kundinnen und -Kunden haben Wero bereits aktiviert. (Stand: Mitte November 2025) 

Wero ist eine echte europäische Lösung: Der Bezahldienst wurde unter dem Dach der European Payments Initiative (EPI) von den Sparkassen und zahlreichen europäischen Banken und Zahlungsdienstleistern entwickelt und leistet einen wichtigen Beitrag zur digitalen Souveränität.

Denn wer digitale Souveränität will, muss beim Bezahlen unabhängig von globalen Plattformen werden. Gerade in diesem Bereich ist die Abhängigkeit Europas erheblich: US-amerikanische Kartensysteme verarbeiten derzeit mehr als 60 Prozent des digitalen Zahlungsverkehrs im Euro-Raum.

Wero
Die erste rein europäische Zahlungslösung

Unter dem Dach der  European Payments Initiative (EPI) startete im Juli 2024 der europäische Bezahldienst Wero in Deutschland, Belgien und Frankreich. Die Niederlande und weitere europäische Länder werden folgen. Wero ermöglicht Echtzeit‑Überweisungen via Handynummer oder E‑Mail – ganz ohne IBAN, in unter zehn Sekunden. Nach der erfolgreichen Einführung für P2P-Zahlungen wird Wero künftig auch als Zahlmethode im Handel und E-Commerce zur Verfügung stehen. Aktuell nutzen rund 46 Mio. Menschen in Europa den ersten rein europäischen Bezahldienst (Stand: November 2025). 

Digitaler Euro: Schwächt die digitale Souveräntiät Europas

Was bei Wero bereits gelungen ist, ist mit dem Digitalen Euro erheblich gefährdert: Europas Souveränität. Doch von Anfang an.

Die Europäische Zentralbank plant mit dem Digitalen Euro eine eigene Zahlungsverkehrsplattform für Bürgerinnen und Bürger. Ziel sei es, die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr zu stärken und die Abhängigkeit von internationalen Anbietern zu verringern. 

Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Ein Digitaler Euro würde in seiner derzeit geplanten Form den US-amerikanischen Payment-Giganten Zugang zu europäischen Kundinnen und Kunden, ihren Daten und der Zahlungsinfrastruktur erleichtern – und das sogar noch auf Kosten europäischer Finanzinstitute.

 Denn diese müssten – anders als die BigTechs – das milliardenschwere Projekt der EZB umsetzen, mit finanziellen und personellen Ressourcen. Das würde Kapazitäten der europäischen Payment-Anbieter binden, die die Entwicklung eigener Marktlösungen daher zurückstellen müssten. So können sich die europäischen Finanzinstitute nicht im globalen Wettbewerb behaupten.

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Euro könnte die Implementierung des Digitalen Euro für die Finanzinstitute im Euroraum kosten. (Quelle: PwC-Studie)

Letztlich geht es bei einer Währung auch um Vertrauen: Geld funktioniert nur, wenn Menschen ihm vertrauen. Der Digitale Euro würde in seiner aktuell geplanten Ausgestaltung das Gegenteil erreichen: Ohne Anbindung an das eigene Bank- oder Sparkassenkonto kann der Digitale Euro für die Bürgerinnen und Bürger weder nützlich noch alltagstauglich sein.

Digitaler Euro
Nur so kann ein Digitaler Euro gelingen

Ein Digitaler Euro muss den europäischen Zahlungsverkehr im internationalen Wettbewerb stärken.

Ein Digitaler Euro muss sich im Wettbewerb bewähren und durch Marktteilnehmer getragen werden.

Ein Digitaler Euro kann sich nur über das Konto in den Alltag der Menschen integrieren.

Digitale Identitäten: Schlüssel für ein digitales Europa

Der Blick auf Wero und den Digitalen Euro nimmt den Zahlungsverkehr in den Fokus – doch die digitale Souveränität Europas sollte noch vor dem eigentlichen Bezahlvorgang ansetzen: bei der digitalen Identität. Digitale Identitäten – beispielsweise ein Personalausweis mit Online-Funktionen (eID) – können Bürgerinnen und Bürgern in zahlreichen Alltagssituationen das Leben erleichtern. Sei es bei der Eröffnung eines Bankkontos, dem Abschluss eines Handyvertrags oder der Anmietung einer Wohnung.

Die Beispiele verdeutlichen: Digitalen Identitäten enthalten hochsensible Daten und vertrauliche Informationen. Eine europäische Lösung ist also auch in diesem Bereich essentiell. Wer digital eigenständig sein will, braucht sichere, vertrauenswürdige und nutzerfreundliche digitale Identitäten. Die Sparkassen-Finanzgruppe sieht sich dabei als Partnerin: Als zertifizierter eID-Diensteanbieter bringen wir digitale Identifikation bereits heute in konkrete Anwendungen, etwa bei Kontoeröffnungen. 

Nutzung der eID bei den Sparkassen

Die Sparkassen-Finanzgruppe ist ein zertifizierter eID-Diensteanbieter. Seit Ende September 2025 können viele Sparkassen-Kundinnen und -Kunden beispielsweise ihre S-pushTAN-App mit der eID wieder einrichten.

EUDI-Wallet : Europäische Infrastruktur statt globaler Plattformen

Digitale Bezahlmöglichkeiten und digitale Identititäten kommen an einem Ort zusammen: der digitalen Brieftasche, auch als Wallet” bezeichnet. Praktisch formuliert könnte eine Wallet den digitalen Personalausweis, eine Bezahlkarte, den Führerschein, und verschiedene Tickets enthalten. Zahlreiche alltägliche Aufgaben und Abläufe könnten so digital, sicher, komfortabel und gebündelt abgewickelt werden, wie beispielsweise die Anmietung eines Autos im Urlaub in Spanien.

Auch bei dieser digitalen Brieftasche sollte nicht auf unsichere Drittplattformen sondern auf eine europäische Lösung gesetzt werden – und diese wird mit der „European Digital Identity Wallet“ (EUDI-Wallet) aktuell entwickelt. Die Sparkassen-Finanzgruppe unterstützt dieses zentrale europäische Projekt. Unser Credo: Damit die EUDI-Wallet akzeptiert und ihr Alltagsnutzen erkannt wird, muss sie in bestehende Prozesse wie Online-Banking oder Bezahlverfahren eingebunden werden.

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Viele Stellschrauben, ein Ziel: Unabhängigkeit im digitalen Raum

Wero, ein klug ausgestalteter Digitaler Euro und vertrauenswürdige digitale Identitäten in der EUDI-Wallet – es gibt viele Stellschrauben, an denen Europa drehen muss, um von globalen Playern unabhängig zu werden. Entscheidend ist, dass zentrale Infrastrukturen in europäischer Hand bleiben, damit Sicherheit, Wettbewerb und Innovation gewährleistet sind. Die Sparkassen-Finanzgruppe setzt sich deshalb dafür ein, dass digitale Eigenständigkeit nicht nur ein politisches Schlagwort ist, sondern im Alltag spürbar wird. 

Stand: 20.11.2025