DSGV-Präsident Schleweis sieht Ende der Anleihekaufprogramme als „längst überfällige Maßnahme“
09.06.2022 - Pressemitteilung Nr. 26
Die Europäische Zentralbank hat heute das Ende der Zukäufe ihres Anleihekaufprogramms (Asset Purchase Programme, APP) beschlossen, die überfällige Zinswende hingegen erst zögerlich für den Juli angekündigt. Sie hält damit trotz der zuletzt sehr hohen Inflation in Europa an ihrem Plan fest, ihren seit vielen Jahren extrem expansiven geldpolitischen Kurs nur schrittweise zu korrigieren: Zinspolitische Beschlüsse stehen erst nach dem Ende der Anleihekäufe auf der Agenda der europäischen Währungshüter.
„Die EZB hat sich offenbar endlich entschieden, den Kampf gegen die Inflation im Euroraum aufzunehmen. Das Ende der Anleihekäufe ist ein längst überfälliges, gutes und wichtiges Signal für die Menschen in Europa. Die EZB erfüllt damit die selbstgesetzte Vorbedingung für eine Zinswende. Für die Zinssitzung im Juli sollte sich der EZB-Rat aber zu einem deutlicheren Schritt durchringen und den Leitzins gleich um 0,5 Prozentpunkte anheben. Die heute als wahrscheinlichere Dimension angekündigten 25 Basispunkte sind zu zögerlich. Mit einem entschlosseneren Schritt um 50 Punkte wäre das leidige Thema der Negativzinsen endlich erledigt“, so Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV).
Die Inflation, die die EZB mit ihrer expansiven Geldpolitik über Jahre anschieben wollte, ist mit viel zu hohen Teuerungsraten nahe der Acht-Prozent-Marke zurückgekehrt. Zugleich ist durch die EZB-Politik der vergangenen Jahre viel überschüssige Liquidität im Markt, sodass Leitzinserhöhungen der Zentralbank wohl nur langsam wirksam werden. Umso deutlicher muss die im Juli beginnende Serie von Zinsschritten ausfallen.
„Die EZB muss entschieden auftreten – und zwar besser früher als später. Europas Währungshüter dürfen keine Zweifel zulassen an ihrem Ziel der Geldwertstabilität und am Inflationsziel von zwei Prozent. Jetzt ist nicht die Zeit für zögerliche Trippelschritte. Denn je höher die Inflationserwartungen wachsen, desto größer wird die Gefahr, in eine Spirale von steigenden Preisen und entsprechend höheren Lohnforderungen zu geraten“, so DSGV-Präsident Helmut Schleweis.
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