Deutscher Mittelstand: Auf dem Gipfel

29.11.2018 Wirtschaft

Der deutsche Mittelstand präsentiert sich 2018 in so herausragender Verfassung wie im Vorjahr. Doch schon im Jahr 2019 könnte sich das Wachstum verlangsamen, zeigt die „Diagnose Mittelstand“ des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV).  

Rast auf einer Bergwanderung, ein Mann trinkt heißen Tee und blickt auf eine verschneite Berglandschaft
Für Deutschlands Mittelständler scheint ein Gipfel erreicht, im Jahr 2019 könnte es leicht abwärts gehen.

Die Umsätze der Mittelständler wachsen zwar nach Einschätzung des DSGV-Branchendienstes im Jahr 2019 wieder etwas stärker – 5,3 Prozent nach 4,9 Prozent im Vorjahr. Doch die Umsatzrendite, also das Betriebsergebnis im Verhältnis zum Umsatz, dürfte nach zwei konstanten Jahren erstmals wieder sinken. Auch bei Investitionen in Sachanlagen werden die Mittelständler den DSGV-Zahlen zufolge das Tempo weiter drosseln: Von 4,1 Prozent Wachstum der Sachanlagen im Jahr 2017 über 3,6 Prozent im Jahr 2018 auf 3,5 Prozent im Jahr 2019.

Die Experten des DSGV stützen sich bei ihren Prognosen auf eine einzigartige Datenbasis: Weil drei Viertel aller Unternehmen in Deutschland Geschäftsbeziehungen zur Sparkassen-Finanzgruppe unterhalten, haben die 385 deutschen Sparkassen Einblick in jährlich mehrere hunderttausend Bilanzen. Zusätzlich bringen Firmenkundenberater aus 330 Sparkassen landauf, landab ein, was sie erfahren in den Gesprächen mit ihren Kunden, den kleinen und mittelständischen Unternehmen vor Ort.

Die Aussichten werden trüber

Weiteres Wachstum haben nach Ansicht der Sparkassen-Experten die wenigsten KMU im Jahr 2019 zu erwarten: Nicht einmal mehr jedes zwanzigste KMU werde seine Ergebnisse auf Sicht von zwölf Monaten verbessern können, meldeten die Berater aus den Sparkassen nach Berlin. Allerdings müssen nach Einschätzung der Sparkassenberater auch nur rund 12 Prozent der Mittelständler fürchten, dass sie am Jahresende 2019 schlechter dastehen als am Jahresbeginn.

In Hessen und Baden-Württemberg stehen die Zeichen eher auf Abschwung.
Diagnose Mittelstand

Besonders optimistische Einschätzungen lieferten in der DSGV-Umfrage die Firmenkundenberater aus Mecklenburg-Vorpommern: Die Perspektiven ihrer Firmenkunden bewerteten sie auf einer Skala von 1 für Verschlechterung und 3 für Verbesserung mit 2,25. Ähnlich optimistisch war man nur im Saarland mit 2,20. In Hessen und Baden-Württemberg stehen die Zeichen mit einer Bewertung von 1,79 dagegen eher auf Abschwung.
Kopfzerbrechen bereiten den Mittelständlern dabei weniger die heimischen als vielmehr die internationalen Märkte: Fast 60 Prozent erwarten hier eine Verschlechterung. Sie sorgen sich wegen eines drohenden Handelskriegs mit den USA (91 Prozent), steigenden Rohstoff- und Energiepreisen (54 Prozent) sowie wegen geopolitischer Spannungen und Kriege (46 Prozent).

Schwankende Devisenkurse, Krisen in Schwellenländern wie der Türkei und die absehbare Zinswende sehen die Mittelständler – zumindest nach Einschätzung der Firmenkundenbetreuer – überwiegend gelassen. Schließlich sind die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland solide finanziert: Über 80 Prozent der Kredite kleiner und mittelständischer Unternehmen sind langfristig finanziert, 7 Prozent mittelfristig und nur 9 Prozent kurzfristig. Das bedeutet, so der DSGV-Branchendienst, dass sich ein Zinsanstieg im ersten Jahr nach einer Zinswende nur auf rund ein Fünftel des Kreditbestandes auswirken würde, in den beiden Folgejahren würden jeweils ein Zehntel der Kredite betroffen sein. Insgesamt würde es im Durchschnitt so rund zehn Jahre dauern, bis sich ein Zinsanstieg voll im Unternehmen niedergeschlagen hätte.


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